Leipzig: So viel Regen wie seit 15 Jahren nicht

Regen

Derzeit gibt es in Leipzig Sonne satt – doch Dürre droht vorerst nicht. Nach der verheerenden Hitze und Trockenheit im Vorjahr fielen in der Region 215 Liter Wasser in vier Monaten. Doch reicht das?

In den vergangenen Jahren haben hohe Temperaturen und wenig Niederschläge auch in der Region um Leipzig Spuren hinterlassen. Ausgetrocknete Böden und viele Tage mit extremer Hitze machten Mensch, Natur und Landwirtschaft zu schaffen. Im ersten Jahresdrittel 2023 kann von übermäßiger Trockenheit dagegen nicht die Rede sein. In den ersten vier Monaten fielen an 40 Tagen signifikante Mengen Niederschlag auf die Messestadt. In der Summe erlebte Leipzig in diesem Frühjahr so viel Regen wie seit gut 15 Jahren nicht.

Andreas Marx vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) analysiert seit Jahren unter anderem für den deutschen Dürremonitor Niederschlagsmengen und Grundwasserspiegel. Auf der Karte sind in weiten Teilen Sachsens die zuletzt noch tiefroten Farben inzwischen verschwunden. Gerade in der Region um Leipzig herum habe es zuletzt überdurchschnittlich viel geregnet, analysiert der Experte. „In Sachsen insgesamt ist es seit Februar zu nass. Dadurch haben die Böden sich gut mit Wasser gefüllt, bis 60 Zentimeter Tiefe ist Dürre kein Thema mehr“, so der Klimaforscher gegenüber der LVZ.

Grundwasserspiegel höher als normal

Lediglich in einigen Regionen um Görlitz und Leipzig sei es in zwei Metern Tiefe weiterhin noch zu trocken. „Das ist aber insgesamt nicht als schlimm einzuordnen – bei mehr als der Hälfte der Grundwassermessstellen in Sachsen sind die Wasserstände höher als normal.“ Sogar in Regionen, die weiter entfernt von Flüssen liegen und wo das Grundwasser tiefer verläuft, hätten sich die Ressourcen über den Winter gefüllt – wenn auch noch unter Normalniveau, sagt Marx. Da auch der Winter diesbezüglich optimal verlaufen sei, müsse beispielsweise beim Wintergetreide vorerst nicht mit Dürreproblemen gerechnet werden.

Niederschläge im Leipziger Frühjahr

Im Vergleich der vergangenen 20 Jahre zeigt sich das Plus an Feuchtigkeit auch beim Deutschen Wetterdienst in Leipzig-Holzhausen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts werden an der Station täglich Informationen zu Niederschlagsmengen, Schneehöhen, Windgeschwindigkeiten und Temperaturen gesammelt. Ganze 215 Liter Regenwasser pro Quadratmeter fielen demnach zwischen dem 1. Januar und dem 30. April 2023 im Osten der Messestadt. Das ist der höchste Wert seit 2008. Im Frühling vor 15 Jahren waren es noch ein paar Liter mehr. Dazwischen blieb das erste Leipziger Jahresdrittel aber immer deutlich trockener.

Den bislang niederschlagsreichsten Tag des Jahres erlebte Leipzig am 15. April mit 18 Litern Wasserzufuhr vom Firmament. Aber auch im Februar und März gab es mehrere Tage, an denen es über mehrere Stunden geregnet hat. Übrigens: Den absoluten Regenrekord in 160 Jahren Wetteraufzeichnungen in Holzhausen gab es am 4. August 1983: mit 93 Liter Regenwasser pro Quadratmeter innerhalb von nur 24 Stunden.

Auf den ersten Blick könnte das Plus an Regen als positives Zeichen im Kampf gegen die Erhitzung der Erde gesehen werden. Das System ist allerdings etwas komplexer: In der Forschung werden seit Längerem infolge des Klimawandels tendenziell zunehmende Niederschlagsmengen in den Winter- und Frühjahrsmonaten beobachtet, während es im Sommer dafür heißer und trockener wird. Auch im vergangenen Jahr waren auf den Dürrekarten von Andreas Marx während des sächsischen Frühlings die roten Flecken weitgehend verschwunden – begannen die Trockenheitsprobleme erst danach.

WMO prognostiziert Heißzeit

Die neuesten Prognosen der Weltwetterorganisation WMO sind auch eher pessimistisch. Im am Mittwoch veröffentlichten Bericht ist von einer regelrechten Heißzeit in den kommenden fünf Jahren die Rede – in der bisherige Maximalrekorde erneut überschritten werden. Zudem werde der seit dem Pariser Klimaabkommen weithin bekannte Grenzwert von 1,5 Grad zusätzlicher Erderwärmung in den kommenden Jahren schneller als gedacht überschritten werden.

(Text gekürzt)


Quelle: LVZ

Bild: Pixabay

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