Ein Hoch auf das neue Jahr!

Ein negativer Rekord an Corona-Erkrankungen jagt den nächsten. Und Sachsen leider ganz weit vornweg. Im Vogtlandkreis wurde am 31.12.2020 ein 7-Tage-Inzidenz von über 1000 gemeldet!

Und doch, oder gerade deswegen war das Silvester 2020 kaum leiser als in den vergangenen Jahren. Der historische Grund für das Silvesterfeuerwerk ist der Lärm. Mit ihm sollen böse Geister vertrieben werden. Damit verabschieden wir uns von ungeliebten Gewohnheiten – wenn man so will von „bösen Geistern“ und erhoffen uns eine motivierende Wirkung für das neues Jahr. Und böse Geister hatten wir 2020 zur Genüge; Viren, Querdenker, Kurzarbeit, Lockdown, Einschränkungen und Beschränkungen.

Ein Jahr mit völlig neuen Erfahrungen liegt hinter uns. Vertrautes und Liebgewonnenes, häufig sogar Unverzichtbares wurde eingeschränkt oder völlig stillgelegt.

Neue Ausdrücke wie Lockdown, „Schnutenpulli“ oder AHA-Regeln (nicht verwechseln mit der norwegischen Popgruppe der 80er Jahre) prägten unseren Alltag. Über 1000 neue Wortschöpfungen wurden 2020 von unseren Sprachwissenschaftlern gesammelt.

Und diese Worte bargen auch eine völlig neue Interpretation unserer Freiheit. „Die Freiheit der Person ist unverletzlich“ heißt es im Abs 2 unseres Grundgesetzes. Freiheit, für die viele von uns 1989 auf die Straße gegangen sind. Allerdings kennt Corvid-19 nur seine eigene Freiheit, die Freiheit sich auszubreiten, zu mutieren. Und unsere Freiheit musste sich daran anpassen. Eingeschränkte zwischenmenschliche Nähe, kein ungezwungenes Schwatzen im Hausflur oder an der Fleischtheke, keine „unnötigen“ Feiern (welche Feiern können unnötig sein?), keine Konzerte, Kino- und Theaterbesuche, keine …

Doch wir waren erfinderisch: „Medizin nach Noten“ wurde wieder modern und nennt sich jetzt „Workout zu Hause“. Weinverkostungen wurden online angeboten, im Internet zusammen gesungen und auf den Balkonen zusammen geklatscht.

Und dann mit dem Glockenschlag 12:00 Uhr in der Silvesternacht erhoben wir die Sektgläser und mit dem Anstoßen tranken wir vor allem einen großen Schluck Hoffnung. Hoffnungen, die in den vergangenen Tagen bereits massiv von unserer Regierung und den Medien mit der Vorstellung eines rasant entwickelten neuen Impfstoffes gegen Corvid-19 geschürt wurden.

Und doch, wir sollten das noch junge Jahr nicht gleich mit all unseren Hoffnungen und Erwartungen überfluten. Gerade einmal „geschlüpft“ soll es schon all das Versäumte aus dem alten Jahr nachholen. Lassen wir ihm Zeit zu wachsen, zu reifen.

Das Team von LBK e.V. und der MOST-Redaktion wünscht allen Lesern und Mitgliedern ein gesundes neues Jahr. Lernen wir das Unvorstellbare zu akzeptieren und in unseren Alltag einzubauen. Lassen Sie uns gemeinsam das alt Vertraute und Liebgewonnene zurückerobern.

Annette Feustel

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