Im Frühjahr schlüpft der Schwarzblaue Ölkäfer, er gehört in Deutschland zu den giftigsten Tierarten. Welches Risiko besteht für Menschen, und wie kann man sich schützen? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Der Schwarzblaue Ölkäfer ist hochgiftig und kommt in ganz Deutschland vor. Dennoch ist die Gefahr für Menschen gering, sagt Magnus Wessel, Artenschutzexperte beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Welche Vorsichtsmaßnahmen sollte man trotzdem beachten? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Wo kommt der Schwarzblaue Ölkäfer vor?
In Mitteleuropa gibt es etwa 20 verschiedene Ölkäferarten. Bei uns kommt vor allem der Schwarzblaue Ölkäfer vor, der auch Maiwurm genannt wird. Er ist in ganz Deutschland verbreitet. Laut Naturschutzbund Deutschland gibt es die meisten Ölkäfer im Südwesten des Landes. Schwarzblaue Ölkäfer bevölkern aber zum Beispiel auch die Strände von Nord- und Ostsee. Die Käfer bevorzugen sandige Böden, sind außer an Stränden viel an Wegrändern, in Gärten und lichten Wäldern zu finden und zwar wegen ihres Fortpflanzungszyklus meist in der Nähe von Wildbienennestern.
Das Frühjahr und besonders der Mai sind die Hochsaison für Ölkäfer. „Im Mai kommen die aus den Larven geschlüpften Käfer aus der Erde an die Oberfläche“, erklärt Magnus Wessel, Artenschutzexperte beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Bisher seien in diesem Jahr aber nicht mehr Schwarzblaue Ölkäfer als in anderen Jahren gesichtet worden.
Wie sieht der Schwarzblaue Ölkäfer aus?
Der Schwarzblaue Ölkäfer, auch Maiwurm genannt, wird etwa ein bis drei Zentimeter lang. Er hat einen schwarzblau-glänzenden Panzer und kurze Flügel. Bei den Weibchen schwillt der Leib auffällig an, wenn sie Eier tragen. Fliegen kann der Käfer aber trotz seiner Flügel nicht: „Dazu ist er zu groß und zu schwer“, sagt Magnus Wessel vom BUND. Stattdessen bewegt sich der Käfer nur laufend vorwärts. „Normalerweise wäre er dadurch ein leichtes Opfer für Fressfeinde“, sagt Wessel. „Er könnte zum Beispiel von Ameisen überfallen werden, die an seinen Beinen hochkrabbeln.“ Genau deshalb sondere der Schwarzblaue Ölkäfer aber ein Gift ab – es handelt sich also dabei um einen Schutzmechanismus der Natur.
Was macht den Ölkäfer so giftig?
Das Blut des Schwarzblauen Ölkäfers und anderer Ölkäferarten enthält die Substanz Cantharidin, die für Menschen und Säugetiere giftig ist. „Wenn sich der Käfer bedroht fühlt, kommt es zu sogenannten Reflexblutungen“, erklärt Artenschutzexperte Magnus Wessel. „Durch Poren an seinen Beingelenken tritt dann sein giftiges Blut aus.“ Das ölige Aussehen der Blutstropfen habe dem Käfer seinen Namen verliehen.
Cantharidin kommt auch in der dem Ölkäfer verwandten „spanischen Fliege“ vor und wurde früher als Potenzmittel eingesetzt, da es bei Männern Erektionen fördern kann. „Ich rate allerdings dringend davon ab, es auszuprobieren“, sagt Wessel. Denn es drohten auch Nebenwirkungen. Dazu zählen Kopfschmerzen und ein beschleunigter Puls, Atemnot, Schwindel und Zittern. In höherer Dosierung kann Cantharidin bei Menschen ein Koma oder den Tod auslösen. Im antiken Griechenland soll das Gift bestimmter Arten von Ölkäfern deshalb bei Hinrichtungen genutzt worden sein oder für Giftmorde. Außerdem wurde Cantharidin früher zusammen mit Schmalz zu Zugsalben zur äußerlichen Anwendung verarbeitet, weshalb der Ölkäfer auch Schmalzkäfer oder Pflasterkäfer genannt wurde.
Wie gefährlich ist der Schwarzblaue Ölkäfer für den Menschen?
Die Gefahr, die vom Schwarzblauen Ölkäfer für den Menschen ausgeht, ist gering. Zwar ist das Cantharidin aus dem Blut des Käfers giftig. Nach Angaben des Senckenberg Deutschen Entomologischen Instituts (SDEI) könnte die in einem Käfer enthaltene Giftmenge reichen, um einen Menschen zu töten. Allerdings müsste der Käfer dazu gegessen werden. Wird das Insekt lediglich berührt und sondert sein Sekret ab, kommt es nur zu Hautreizungen, die laut Wessel vom BUND Verbrennungen ähneln können.
Die Käfer können den Menschen auch nicht beißen „Sie besitzen dafür keine ausreichend kräftigen Mundwerkzeuge“, sagt Wessel. Auch die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder einen der Käfer essen sei äußerst gering: „Die Käfer fühlen sich nicht gut an und würden sich bewegen und versuchen, sich zu wehren, wenn sie angefasst werden.“ Bisher hat es nach Angaben des Nabu in Deutschland keine gefährlichen Vergiftungen bei Erwachsenen, Kindern oder Haustieren durch Ölkäfer gegeben.
Welche Vorsichtsmaßnahmen sollte man beachten?
„Die Grundregel, die man jedem Kind beim Umgang mit Lebewesen beibringen sollte, lautet: Was ich nicht kenne, fasse ich nicht an“, sagt Artenschutzexperte Wessel. Um zu vermeiden, dass man zum Beispiel bei der Gartenarbeit versehentlich in Kontakt mit dem Schwarzblauen Ölkäfer kommt, empfehle es sich, Handschuhe zu tragen. Hat man doch einen Käfer berührt und dieser sein Sekret abgesondert, sollte dieses sofort abgewaschen werden. Auch die Giftnotzentrale rät, die Hände gründlich mit Seife zu waschen und die betroffene Stelle zu kühlen. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ein Käfer verschluckt wurde, sollte man die Giftnotzentrale kontaktieren.
(Text gekürzt)
Quelle: RND