Full Metal Ferropolis

Festival-Tagebuch

Aufgrund der uns allen bekannten Ereignisse ist das kulturelle Leben in den letzten zweieinhalb Jahren etwas eingeschlafen. Der einzige Balsam für die pandemiemüde Seele waren die gelegentlichen Veranstaltungen zwischen den Lockdowns. Die ersten Konzerte ohne Einschränkungen waren möglich erst im Mai. Die Pandemie hat meine Sichtweise auf einige Dinge verändert. Und ich habe mir ein Versprechen gegeben: Wenn die Coronamaßnahmen aufgehoben sind, werde ich ein Musikfestival besuchen. Irgendwann muss man ja anfangen. Und nun ist es vollbracht.

In vollen Zügen

Als langjähriger Metal- und Metalcore-Fan schaute ich mich natürlich nach Festivals in diesen Genres um. Mein Festivaldebüt fand in Sachsen-Anhalt statt, in Ferropolis (Gräfenheinichen), nur eine Stunde von Leipzig entfernt. Ferropolis wird die Stadt aus Eisen genannt, da auf dieser Halbinsel riesige Bagger stehen – eine Erinnerung an die industrielle Vergangenheit Ostdeutschlands. Seit 2017 ist Ferropolis der Veranstaltungsort des Metal- (welch ein Zufall!), Hardcore- und Punk-Festival „Full Force“ (früher With Full Force) statt. In diesem Jahr fand es vom 24. bis 26. Juni statt.

Das erste With Full Force wurde im Jahr 1994 organisiert. Aufgrund des großen Besucherandrangs wurde das Festival 1996 auf den Flugplatz Zwickau und 1999 auf den Flugplatz Roitzschjora verlegt, wo es bis 2016 an jedem ersten Wochenende im Juli stattfand. Seit 2019 hat das Festival neue Organisatoren und heißt nun „Full Force“ – ohne Vorsilbe „mit“.

Auf dem Full Force traten bereits Riesen wie Iron Maiden, Rammstein, Marilyn Manson, Motörhead, In Extremo, Slayer, Manowar, Slipknot und viele andere auf, aber das Festival bietet auch kleineren Bands eine Plattform. Für die berühmte Thüringer Metalcore-Band Heaven Shall Burn (ihr Album „Of Truth and Sacrifice“ erreichte 2020 die Spitze der deutschen Charts und verdrängte damit den Popsänger Pietro Lombardi) war ihr erster Auftritt auf dem Festival ein wichtiger Karriereschritt.

Metal-Zone

Meine Presseakkreditierung erhielt ich relativ spontan, erst eineinhalb Wochen vor dem Festival. Es gab nicht viele Hotels in der Nähe (sie kosteten 100 € aufwärts pro Nacht), Leipzig war nachts mit dem Zug nicht zu erreichen, also blieb mir nichts anderes übrig, als zu zelten, um die erste Festivalerfahrung in vollen Zügen zu genießen. Ich lieh mir von Freunden ein Zelt und deckte mich mit allem ein, was ich brauchte: einem Schlafsack, einer Isomatte, ein paar haltbaren Lebensmitteln und fünf Litern Dosenbier (Glas ist auf dem Campingplatz nicht erlaubt), und machte mich auf den Weg nach Ferropolis. Doch der Reihe nach.

Tag 1. In der Regel werden Festivals als Gruppe besucht, aber wenn man aus irgendeinem Grund allein kommt, ist das kein Problem: Die Festivalbesucher sind recht offen und gesellig, so dass es nicht schwer ist, die Zeltnachbarn kennen zu lernen. Für eine maximale Festival-Experience schloss ich mich einer zehnköpfigen Truppe aus Sachsen und Sachsen-Anhalt an, Langzeitbesucher des Force, deutsche Mädels und Jungs im Alter zwischen 23 und 35 Jahren, die ich durch eine Facebook-Gruppe kennengelernt habe. Die Ausstattung unseres Camps war solide: ein riesiges Zelt, das uns mehrfach in der anomalen Hitze rettete (+33 Grad im Schatten), ein Gaskocher, ein Tisch, ein Kühlschrank und vor allem lebensspendende Radler und Fruchtcider. Ich wurde herzlich aufgenommen und es stellte sich schnell heraus, dass meine Campnachbarn große Fans der russischen Kultur waren, deshalb wurde ich öfters gezwungen, russische Volkslieder über die Musikbox abzuspielen.

Nach einigem Umherirren auf dem Gelände (keiner der Mitarbeiter wusste, wo man das Eintrittsbändchen für die Presse abholen konnte), bekam ich das begehrte Armband. Es stellte sich heraus, dass das Festivalgelände selbst 20 Minuten Fußweg von unserem Camp entfernt war, aber besonders faule Menschen wie ich konnten auch mit Shuttlebussen dorthin gelangen. Da wir alle mehr als einmal zu unserem Platz zurückkehrten, merkte ich, wie wichtig es ist, so nah wie möglich am Festival zu campen. In unserem Fall war es das Deep Blue Camp, hinter dem sich zwei weitere große Camps befanden.

Das Festivalprogramm umfasste, wie von den neuen Veranstaltern versprochen, Bands aus verschiedenen Genres: Metal, Metalcore, Hardcore, Punk, Hip-Hop. Der Auftakt des Festivals wurde von der tschechischen Band Gutalax gemacht, deren Musik sich, wie ihr Name schon sagt, dem Thema Klo widmet. Ihre Auftritte werden traditionell von aufblasbarem Spielzeug, Klobürsten und Toilettenpapier begleitet. Metaller sind im Allgemeinen sehr lustige und freundliche Menschen mit viel Sinn für Humor und Selbstironie, die gerne herumalbern. Man muss sich nicht wundern, wenn auf dem Festival Menschen (in der Regel Männer) in Einhornstrumpfhosen, Tutu-Röcken oder Schneewittchen flanieren und für Karnevalsstimmung sorgen. Auch die Power Rangers nahmen am Force teil, denn jeder weiß, dass jedes Musikfestival seine eigenen Rangers braucht.

Insgesamt gab es vier Bühnen auf dem Festival: Mad Max (die größte), Hardbowl (die sich als zu klein erwies, um alle unterzubringen, die bestimmte Bands sehen wollten), Medusa und Backyard. Bei Medusa habe ich schnell bereut, dass ich Turnschuhe statt Stiefel getragen habe, denn der Boden besteht aus festem Sand, der in einen Strand übergeht. Dafür kann man Musik hören, ohne das Wasser zu verlassen.

Bevor ich auf dem Festival ankam, druckte ich mir das Line-up aus, hörte mir ein paar Songs jeder der Bands an (es waren 80) und markierte diejenige, die mich interessierten. Mein Zeitplan war sportlich – sieben oder acht Konzerte pro Tag, jedes Konzert geht 40-60 Minuten lang, außer bei den Headlinern – 1,5 Stunden. Und jetzt kann ich mit Sicherheit sagen, es ist nicht einfach, aber möglich. Der einzige Nachteil war, dass die Auftritte direkt hintereinander stattfanden, die meisten pausenlos. Dazu kam der Fußweg von Bühne zu Bühne.

Am ersten Tag traten als Headliner die Briten Bullet for My Valentine, eine Band, deren Alben ich in meiner Teenie-Zeit rauf und runter gehört hatte. Ich war nicht mehr so begeistert wie vor fünfzehn Jahren, aber die Bulletts überzeugten mit ihrem hervorragenden Sound und ihrer Bühnenshow. Es wurden sowohl neue Songs als auch alte Hits wie Tears Don’t Fall gespielt. Eineinhalb Stunden purer Metal. Die Feuerkanonen neben der Bühne, die Lichteffekte und das Feuerwerk waren großartig.

Auf Festivals gibt es in der Regel keine „schlechten“ Bands, so dass man ganz spontan seiner Intuition und der Menge folgend Konzerte besuchen und so viele neue Künstler entdecken kann. Persönliche Highlights des ersten Tages: die moldawische Diva Infected Rain, Kvelertak, Amaranthe und Landmvrks (die Franzosen scheinen in Deutschland sehr beliebt zu sein, denn die Hardbowl-Bühne platzte aus allen Nähten). Der Besuch einer Afterparty auf dem Festival selbst, wie mir mitgeteilt wurde, ist etwas für Anfänger, denn der Legende nach finden die besten Partys auf den Campingplätzen statt. Unsere Nachbarn sorgten für riesige Lautsprecher und Beleuchtung, und die aktivsten Tänzer wurden von Leuten in orangefarbenen Westen mit einem ehrenvollen „Defekt“-Aufkleber ausgezeichnet. Im Morgengrauen starteten wir eine Drohne über dem verschlafenen Campingplatz und hielten den Moment fest.

Tag 2. Der zweite Festivaltag begann nach etwa dreieinhalb Stunden Schlaf um 8 Uhr morgens, da es bereits zu dieser Zeit im Zelt ekelhaft heiß wurde. Ferropolis ist eine Halbinsel mit mehreren Stränden. Sie waren zum Teil die Rettung in der brütenden Hitze. Man darf keine eigenen Getränke auf das Festivalgelände mitbringen, nur einen leeren Tetrapack oder eine Plastik-Campingflasche zum Auffüllen mit Wasser. Hier muss man den Veranstaltern ein Lob aussprechen – sowohl Trinkwasser als auch Toiletten waren in ausreichender Menge vorhanden, was auf Festivals nicht selbstverständlich ist. Ein besonderer Respekt für die Discokugel in der Mitte des Geländes, die kühles Wasser auf die Leidenden sprühte.

Apropos Wasser. Der Hit des Festivals war neben dem Bier die Erdbeerbowle – ein Kaltgetränk aus Traubenwein gemischt mit Schnaps, Likör, Sekt, Obst und Beeren (17 Euro). Die Preise waren festivalmäßig: ein 0,4-Liter-Bier für 5,50 Euro und ein Döner für 9,50 Euro. Seit diesem Jahr gibt es eine Neuerung: ein bargeldloses System, denn Geldscheine neigen dazu, verloren zu gehen, vor allem wenn man ohne Portemonnaie auf das Festival geht. Einerseits ist das gut, andererseits waren die Codes auf den Armbändern oft unleserlich oder es wurde, wie viele Leute in den sozialen Netzwerken berichteten, mehr berechnet als nötig. Es war nur möglich, die Ausgaben über eine spezielle App zu prüfen. Glücklicherweise habe ich während des Festivals nur Wasser getrunken, um eine Dehydrierung (bei diesen Temperaturen) zu vermeiden.

Trotz der glühenden Sonne war zu spüren, dass sich Besucher und Musiker gleichermaßen nach einem gewohnten per-covid Leben sehnten. Nicht selten sah man Fremde, die sich gegenseitig umarmten, und Musiker, die so nah wie möglich an die Menge herantraten oder in die Menge sprangen und weiterspielten, während sie buchstäblich auf den Armen getragen wurden. Ein besonders emotionaler Song wurde von GHØSTKID, dem ehemaligen Leadsänger der deutschen Eurovision 2022-Kandidaten Electric Callboy, vorgetragen, während er über die Menge balancierte und sich auf den Arm eines Fans stützte – ein Zeichen des hundertprozentigen Vertrauens. Eine solche Verbundenheit mit dem Publikum kann man sich wohl kaum anderswo vorstellen, und es ist schön zu sehen, wie die Musiker auf Armlänge Abstand halten und das Erlebnis selbst genießen. Selbst die Sicherheitsleute vor der Bühne waren gut gelaunt und headbangten im Takt. Sie hatten die verantwortungsvolle und körperlich anstrengende Aufgabe, Crowdsurfer in großen Mengen aufzufangen, manchmal im Halbminutentakt.

Das Tüpfelchen auf dem i war der Auftritt der Band aus Los Angeles Ghost Inside, es war ihr einzig in Mitteleuropa. Scheinbar hatten sich alle Besucher des Force vor der Hauptbühne versammelt, um die Band zu sehen. Die Jungs haben wieder einmal ihre Professionalität bewiesen, und für viele war dieser Auftritt der beste bei Full Force-2022. Ihre Willenskraft verdient besonderen Respekt: Nach einem schweren Busunfall im Jahr 2015 haben die Bandmitglieder Dutzende von Operationen überstanden, und der Schlagzeuger verlor sogar sein Bein.

Am Nachmittag hörte ich mir die Münchner Emil Bulls an – ich wünschte, ich wäre zur gleichen Zeit zu Paleface gegangen, aber das ist wahrscheinlich Geschmackssache. Persönliche Favoriten des Festivaltages waren Seeyourspacecowboy (die Sängerin beeindruckte mich mit ihren Growls), Ghostkid, Malevolence, Frog Leap (feurige Cover-Band aus Norwegen), Siamese (der cleane Gesang war wunderschön und unterschied sich kaum von der Studioaufnahme), Beartooth. Als letztere auftraten, war die Stimmung vor der Hauptbühne richtig aufgeheizt. Der Höhepunkt war erreicht, als der Sänger von Beartooth, Caleb Shomo, breit grinsend mit seiner Gitarre direkt in die Menge ging. So sieht für mich echte Liebe zur Musik und Freude daran, was man tut, aus.

Tag 3. 7:30 Uhr. Wach auf, Camp! Jemand hat den Chicken-Song aus der „Dumme Lieder“-Playlist auf YouTube so aufgedreht, dass man es aus hunderten von Metern Entfernung hören kann. Alles tut weh, entweder vom Moshen oder von der harten Matte im Zelt; die Hitze ist wieder da, es ist unmöglich zu schlafen und man hat Null Bock. Mein erster Gedanke war, dass zwei Tage Festival völlig ausreichend wären. Aber der Rückzug ist nur etwas für Feiglinge. Die Konzerte beginnen um 14 Uhr (die Organisatoren wissen warum), es ist also noch Zeit für Rehabilitation.

Den Geigen- und Metalcore-Fans empfehle ich, sich die Schweden Imminence anzuhören. Auch ihre Live-Performance war erstklassig. Crossfaith, eine Transcore-Band aus Japan, hat mich angenehm überrascht. Generell gab es sowohl viele deutsche Bands auf dem Festival, als auch Bands aus dem Ausland. Auch die Moskauer Moscow Death Brigade war dabei. Aus Angst vor Nazi-Angriffen zeigen die Mitglieder dieser Band nie ihr Gesicht.

Die Metalcore-Veteranen Bury Tomorrow forderten alle, die noch nie crowdgesurft sind, auf, dies bei ihrem Konzert zu tun. Ich habe diese Chance ebenfalls ergriffen (natürlich nur ein Scherz, es war nicht das erste Mal an diesem Wochenende). Danach gönnte ich mir eine kurze Pause, in der ich Irish Rock und Dark Country (Me & That Man ist das Projekt des Behemoth-Gitarristen und -Sängers Adam Darski) ausließ, um meine Energie für den Auftritt der Kalifornier Stick to Your Guns aufzustocken – und es hat sich gelohnt.

Für einen würdigen Abschluss sorgte der Headline Heaven Shall Burn. Die Thüringer sprechen sich wie andere Metalcore-Bands offen gegen Rechte aus und bezeichnen sich selbst als „Nachbarschaftsband“, die so nah am Volk wie möglich ist. Trotz ihres großen, auch internationalen Erfolges arbeitet Frontmann Markus Bischoff neben seinen Auftritten und Aufnahmen als Krankenpfleger auf der Intensivstation.

Nach sechs Jahren Pause spielten HSB die altehrwürdigen Hits „Endzeit“ und „Black Tears“ sowie Songs von neuen Alben – wie immer auf den Punkt und fernab des Mainstreams. Auch der neue Song „Numbing The Pain“, den Gitarrist Mike Weichert in einer viel zu langen Rede angekündigt hatte, wurde gespielt. Bischoff, der sich plötzlich die Haare lang wachsen ließ, war an diesem Abend auch übermäßig gesprächig und teilte seine Freude über den Auftritt im Nachbarbundesland. Wie immer auf den HSB-Konzerten gab es den riesigen Circle Pit mit zig Metern Durchmesser, in dem auch zwei Rollstuhlfahrer zu sehen waren – ein beeindruckendes Spektakel.

Bei diesem Konzert erlebte ich etwas Unglaubliches. Als ein weiterer Crowdsurfer auf meinem Kopf landete, flog mir ein kleiner goldener Ohrring, der für mich emotionalen Wert hatte, aus dem Ohr. Ich schaltete meine Taschenlampe ein und begann verzweifelt, mir damit unter die Füße zu leuchten, während ich mich im Geiste von ihm verabschiedete. Das muss man den anderen lassen: Trotz des großen Andrangs vor der Bühne machten alle sofort Platz um mich herum, fragten, was ich verloren hätte, und suchten zusammen mit mir. Es dauerte nicht länger als eine Minute, bis der Verlust gefunden war. Fazit fürs nächste Mal: Den ganzen unnötigen Schmuck ablegen.

Anstelle eines Fazits

Dieses Jahr besuchten rund 20.000 Menschen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz das Full Force. Im Allgemeinen fühlt sich das für ein Festival wie eine optimale Zahl an, nicht zu wenig und nicht zu viel. Mit Ausnahme der Hardbowl-Bühne hatte ich nie das Gefühl, dass es nicht genug Platz gab oder dass es zu eng war.

Besonders hervorzuheben ist die Einrichtung des Festivals. Die Bühnen im Industriestil, die riesigen, in verschiedenen Farben beleuchteten Bagger, die Scheinwerfer, der in Flammen aufgegangene Totenkopf (vor der Mad-Max-Bühne) – all das war absolut sehenswert. Auf dem Campingplatz gab es ausreichend Duschen mit warmem Wasser und Toiletten (es ist naiv, perfekte Sauberkeit zu erwarten, aber man kann ein paar Tage durchhalten).

Ich werde nicht alles aufzählen, was ich zum Festival mitgenommen habe, zum Glück gibt es im Internet genügend solcher Listen. Aber zu den Basics gehören auf jeden Fall eine Gürteltasche, eine Camping-Wasserflasche, die man zusammenrollen kann, ein Hut und Sonnencreme, Medikamente, ein paar Paar Schuhe (je nach Wetter – bequeme und gut sitzende Turnschuhe, Springerstiefel, Gummistiefel), ein Regenmantel, eine Badehose, Klebeband und Toilettenpapier. Wertsachen wie Laptops, Kameras und teurer Schmuck sollten zu Hause gelassen werden, wenn auch Diebstahl auf den Festivals zum schlechten Ton gehört. Besucher, die alleine kommen, können in den sozialen Netzwerken nach Festivalbegleitung suchen. Eine gute Möglichkeit, wenn es nicht dein Ding ist, Fremde anzusprechen. Ein weiterer Tipp: Nehmt Erkennungszeichen mit, z. B. Fahnen, damit ihr euren Campingplatz oder eure Camp-Gruppe auf dem Festival leichter finden könnt. In unserer Gruppe war das eine orangefarbene Poolnudel. Auf einem Festival kann man sich leicht verlieren, und das Mobilfunknetz ist meist überlastet. Hier kam unser „Standard“ zur Hilfe, der selbst in einer Tausendenmenge leicht zu sehen war. Abgesehen von der Tatsache, dass es ein unverzichtbares Kommunikationsmittel war, das den meisten Festivalbesuchern viel Freude bereitete.

Festivals der extremen Musik sind ihr eigener Mikrokosmos, ein Treffpunkt für alte und neue Freunde, eine große Familie. Konflikte, geschweige denn Schlägereien, sind trotz der großen Anzahl von Besuchern sehr selten. Man erinnere sich nur an die NDR-Dokumentation über Wacken (mit 85.000 Besuchern eines der größten Metal-Festivals der Welt), in der die Polizei erzählt, dass sie dort gerne arbeitet, weil es nicht viel zu tun gibt. Man redet hier kann für ein paar Tage alles vergessen, die Stimmung genießen und so viel herumalbern, wie man kann, unabhängig vom Alter (das Publikum beim Force war gemischt, aber die überwiegende Mehrheit war 25 und älter).

Auf Festivals sammeln sich viele Insider-Anekdoten und Bräuche an, die von Jahr zu Jahr weitergegeben werden. Der Hit dieses Sommers war „Wir sagen Dankeschön“ von den Flippers, das auf jedem deutschen Festival zu hören war.

Trotz einiger Nachteile (zu späte Bekanntgabe des Line-ups und der Autogrammstunden, wenig organisatorische Informationen auf der Website, schlecht funktionierende Festival-App…) ist das Full Force, wie der Frontmann der legendären australischen Band Parkway Drive Winston McCall einmal sagte, zu Recht der größte Metalort auf der Erde. Auf einem Festival geht es nicht nur um die Musik, sondern auch um die Atmosphäre, die von den Menschen geschaffen wird, und in Ferropolis war beides auf höchstem Niveau. Auf Wiedersehen im nächsten Jahr!

Maria Knyazeva
Foto: Maria Knyazeva