Seit dem 1. Januar 2024 sind in sechs der beliebtesten Leipziger Museen Dauerausstellungen für Besucher:innen kostenlos zugänglich. Ein Stadtratsbeschluss im März 2023 hat dies möglich gemacht. Damit zieht Leipzig mit Städten wie der britischen Hauptstadt London gleich, in der große Museen wie das British Museum, das Museum of London, die National Gallery oder auch die Tate Modern frei zugänglich sind. | |
|
Als kunstinteressierter Mensch, der sich insbesondere von modern gestalteten Museen und Galerien sehr gern inspirieren lässt, war somit auch das Museum der bildenden Künste (MdbK) im ersten Quartal diesen Jahres mein erster Anlaufpunkt. Bereits der Leipziger Verleger Gustav Kirstein (1870-1934) hatte vor 100 Jahren gefordert, das MdbK müsse „täglich von jedermann frei zu besichtigen“ sein. Mehr noch sei es „indiskutable Pflicht jedes modernen Museums“, sich für alle Menschen unabhängig ihres sozialen Status und damit einher gehenden Einkommens zu öffnen. Zu oft hatte ich zuvor den ersten Mittwoch im Monat mit kostenlosem Eintritt vorüberstreichen lassen, weil ich meine Museumsbesuche ungern nach Terminplaner, sondern nach Muse gestalte. Und was soll ich sagen: Der deutsche Spruch „Klein, aber fein“ trifft es ziemlich gut: Sicherlich ist die zur Verfügung stehende Ausstellungsfläche des im Volksmund „Bildermuseum“ genannten Gebäudes nicht so groß wie die umfangreichen Kunstsammlungen in den Hauptstädten dieser Welt – nichtsdestotrotz bietet es auf mehreren Etagen viel zum Entdecken und die eine oder andere Überraschung. In diesem Sinne passt es auch gut zu Leipzig, einer der beliebtesten und lebenswertesten Städte in Deutschland und Europa. |
Im aktuellen Programmheft kündigt das Museumsteam an, dieser Öffnung für einen größeren Teil interessierten Publikums in Form von neuen Angeboten Rechnung zu tragen – vieles mehr auszuprobieren und auf das Feedback zu hören. Auch eine Öffnung seiner Räume für die Leipziger Stadtgesellschaft und zivilgesellschaftliche Initiativen ist angedacht. Damit zeigt sich das MdbK als Teil einer internationalen Bewegung von Museumsmacher:innen, welche sich auf den Weg gemacht haben, mit alten Gewohnheiten zu brechen und Schritt für Schritt neue, emanzipative, inklusive, partizipative Konzepte zu entwerfen, zu diskutieren und in praktisches Handeln umzusetzen. Dazu gehört auch ein Ort im Museum, der zum Innehalten und Philosophieren, Nachdenken und Partizipieren einlädt: Im [next;raum] „Sind im Garten, sprengen den Rasen“, der sich und uns auf kreative Art und Weise mit dem Thema „Verlernen – Lernen“ beschäftigt, bieten Holzbänke und Picknickdecken Möglichkeiten des Verweilens an, wird der Raum zum Garten, Natur in den Ausstellungsraum geholt. Auf den Decken ausgebreitete Bücher in englischer und deutscher Sprache beinhalten Essays über progressive und demokratisierende Konzepte von Museum- Machen. Eine Wandzeitung regt in mehreren Sprachen zum Erstellen eines kleinen Notizheftchens an, in welchem wir unsere Gedanken zum Verlernen von „alten“ Gewohnheiten sowie Wahrnehmen, Kennenlernen und Ausprobieren neuer, alternativer Perspektiven festhalten. Wir können die Heftchen im musealen Garten für andere Gäste zurücklassen oder sie auch mit nach Hause nehmen. Er ist Teil eines Konzepts, das auf unterschiedlichen Etagen dem:der aufmerksamen Museumsbesucher:in immer wieder begegnet: kleine „Störenfriede“ (Gartenbänke, Gewächshaus, Insektenhotel), die zum Unterbrechen gewohnter bzw. traditioneller Formen von Museum-Besuchen anstoßen wollen. |
|
Den steten Fluss des Gangs durch eine Kunstgalerie unterbrechen möchte ebenso die Installation „Fleeting Home“ der kongolesisch-norwegischen Künstlerin Sandra Mujinga auf der von hohen Glasfenstern umgebenen Terrasse. Aus Metall und Stoffgeflecht geschaffene Skulpturen als Abstrahierungen von sich in Bewegung befindlichen Organismen aus dem Urzeitalter unseres Planeten kreuzen die Wege ihrer Betrachter:innen und lassen sie mit Fragen über unsere eigene Spezies Mensch und deren Zukunft zurück. | |
Für kunstinteressierte Menschen (unterschiedlicher Alters- und Zielgruppen), welche gern selbst ein wenig kreativ tätig werden möchten, finden auf einer weiteren Terrasse des „Bildermuseums“ regelmäßig kostenlose Workshops statt. Im Rahmen der z.B. von Kunstpädagog:innen geleiteten Reihe (ohne Altersbeschränkung) „blaumachen“ (jeden ersten Mittwoch im Monat, 15:00-19:00 Uhr) durften wir Anfang März eine Malerei zum Thema Frühling mit flachen Legosteinen abstrahiert „nachbauen“ und damit durch Aufbringen von Farbe auf die verwendeten Steine ein Blatt Papier bedrucken. Diese kleine künstlerische Betätigung dauerte nicht länger als 20 Minuten und motiviert, auch im kommenden Monat vorbeizuschauen. |
|
Das Museum der bildenden Künste in Leipzig ist auf jeden Fall mehr als einen Besuch wert. Im Juni 2024 sollen im Rahmen der Kunstinstallation „Frühling“ der Österreicher Wahlberlinerin Nina Schuiki rosafarbene Weidenröschen die Gäste entlang der gepflasterten Pfade der Häuserschluchten des Museums auf ihrem Weg zu den großen Eingangstüren empfangen. Ohne Frage ein begrüßenswerter Gegensatz zum eher blockhaften Glas- und Betonbau. |
Beenden möchte ich diesen kleinen Text mit einer informativen Übersicht zu den Leipziger Museen, deren Dauerausstellungen mittlerweile dem interessierten Publikum kostenlos ihre Türen öffnen:
Grassimuse um für Angewandt e Kunst |
Museum der bildenden Künste (MdbK) |
Musikinstru mentenmus eum der Universität Leipzig |
Naturkunde museum |
Stadtgeschi chtliches Museum |
Grassimuse um für Völkerkund e |
Zeitgeschic htliches Forum Leipzig |
https://www. grassi- leipzig.de/ | https://mdbk. de/ | https://mfm.u ni- leipzig.de/dt/ | https://naturkunde museum.leipzig.de/ |
https://www.stadt geschichtliches-museum-leipzig.de/ |
https://grassi -voelkerkund e.skd.museu m/ | https://www. hdg.de/zeitg eschichtliche s-forum |
Di, Do-So: 10-18 Uhr Mi: 12-20 Uhr |
Di, Mi-So: 10-18 Uhr Mi: 12-20 Uhr |
Di-So: 10-18 Uhr |
Di-So: 9-18 Uhr |
Di-So: 10-18 Uhr |
Di-So: 10-18 Uhr |
Di-So: 10-18 Uhr |