Am Dienstag, 12. September, besuchte Bundesumweltministerin Steffi Lemke den Leipziger Auwald und nahm die wichtigsten Problemstellen im Leipziger Gewässersystem in Augenschein, für die jetzt eine Lösung gefunden werden muss.
Es dauert alles – unheimlich lange. Seit über 20 Jahren ist klar, dass der Leipziger Gewässerknoten dringend umgebaut werden muss, sonst stirbt der Auwald. 2020 beschloss der Stadtrat, dass die Stadt für die Nordwestaue ein umfassendes Auenentwicklungsprogramm vorlegen soll, damit endlich angefangen werden kann. Versprochen war es anfangs für Ende 2022, dann wurde 2023 in Aussicht gestellt. Nur eines deutet sich an: Leipzig kann auch künftig Unterstützung vom Bundesumweltministerium bekommen.
Der Leipziger Auwald ist – noch – eine einzigartige Landschaft inmitten einer wachsenden Großstadt und hat aufgrund seiner Größe, Lage und biologischen Vielfalt eine besondere ökologische Bedeutung. Die Klimakrise sowie umfangreiche wasserbauliche Maßnahmen der zurückliegenden Jahrzehnte bedrohen dieses wertvolle Ökosystem.
Um das Gebiet nachhaltig zu entwickeln und zu schützen, hat der Freistaat Sachsen gemeinsam mit Fachleuten aus Wissenschaft, Behörden, Verbänden und Anrainern bereits vielfältige Aktivitäten initiiert. Und dazu gehörte vor allem, alle Beteiligten am Auwald-Problem an einen Tisch zu holen und sie einzubinden in die Entwicklung eines gemeinsamen Auenentwicklungsprogramms. Denn Renaturierung kling erst einmal gut.
Ein manipuliertes Auensystem
Der Auwald liegt mitten in der Stadt und es gibt von allen Seiten die unterschiedlichsten Ansprüche, die berücksichtigt werden müssen. Angefangen vom Klärwerk Rosental, das mitten im Rosental liegt und seine gereinigten Abwässer in die Neue Luppe entlässt, bis zum Hochwasserschutz, den die Landestalsperrenverwaltung gewährleisten muss, der aber gleichzeitig dafür sorgt, dass der Auwald in Jahren ohne „Jahrhunderthochwasser“ trocken steht und immer mehr seinen ursprünglichen Charakter verliert.
Die Zeit läuft. Und viel Zeit, das artenreiche Auwaldsystem zu retten, bleibt nicht mehr. Denn gleichzeitig macht der Klimawandel mit seinen zunehmenden Extremen auch dem Leipziger Auensystem zu schaffen. Seit 2018 zeigen die Bäume im Auwald zunehmende Dürreschäden.
Ihnen fehlt auch immer öfter das Grundwasser, weil Nahle und Neue Luppe sich tief ins Gelände eingeschnitten haben und auch das Grundwasser abführen, das der Wald eigentlich braucht. Hier kann man besichtigen, dass man – so Lemke – „mit einem Ökosystem nicht einfach machen kann, was wir wollen“.
Während im Auwald selbst noch die meisten Altarme all der kleine Flüsse zu erkennen sind. Die einst dafür sorgten, dass das Wasser der Weißen Elster im ganzen Wald verteilt wurde. Doch dieses natürliche Gewässersystem wurde vor 90 Jahren endgültig vom Fluss abgeschnitten, weil die damaligen Planer nur den absoluten Schutz vor Hochwasser im Sinn hatten.
Der Auwald verdurstet
An dem auch das 2011 gestartete Projekt „Lebendige Luppe“ vorerst nicht viel ändern konnte. Das wird seitdem vom Bundesumweltministerium finanziell unterstützt. Und es hat im Grunde die nötigen Erkenntnisse bestätigt, die ein viel größeres und umfassenderes Programm für die Nordwestaue notwendig macht. Denn wenn der Wasserpegel in Nahle und Neuer Luppe nicht angehoben wird und beide Gewässer nicht naturnah werden, kommt auch bei kleineren Hochwassern kein Wasser in den Auwald.
Ungeklärt ist ebenso, in welchen Bereichen noch Deiche geschlitzt oder zurückgebaut werden müssen, ohne dass die Hochwasserschutzfunktion etwa des Nahleauslassbauwerks tangiert wird. Oder braucht man es gar nicht mehr, wenn wieder ein größerer Bereich der Aue für die Ausbreitung von Hochwassern zur Verfügung steht?
(Text gekürzt)
Quelle LIZ.de
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