Am Mittwoch planen Deutschlands Apotheken einen groß angelegten Streik. Wer also dringend Medikamente benötigt, sollte diese noch heute besorgen.
Am Mittwoch könnten zahlreiche Kunden vor verschlossenen Türen stehen – denn Deutschlands Apotheken planen einen bundesweiten Protesttag.
Warum streiken die Apotheken?
Die Gründe, aus denen sich die Apotheken genötigt sehen, den Protest auszurufen, sind vielschichtig. Generell geht es Apothekerinnen und Apotheker am Mittwoch darum, ihre Forderungen nach mehr Geld und mehr Flexibilität untermauern. Verlangen tun sie das, weil Lieferengpässe, Personalnot, aus ihrer Sicht ausufernde Bürokratie und eine seit Jahren bestehende Unterfinanzierung 2022 zum größten Apothekensterben in Deutschland seit Bestehen der Bundesrepublik geführt hätten.
„Für unseren Berufsstand steht fest: Die Bundesregierung hat diesen Protesttag provoziert“, teilte der Vorsitzende des Apothekerverbandes Brandenburg, Olaf Behrendt, vorab mit. Trotz steigender Kosten und Inflation hätten Apotheker in den vergangenen zehn Jahren keine Honoraranpassung erhalten.
Was fordern die Apotheken?
Die Apothekerinnen und Apotheker fordern bundesweit in einem Zehn-Punkte-Plan unter anderem höhere Vergütungen sowie mehr Handlungsfreiheit bei Lieferengpässen. Also die Möglichkeit, andere Medikamente verschreiben und austeilen zu können, wenn die auf dem Rezept genannten gerade vergriffen sind.
Wo bekommt man im Notfall Medikamente?
Die Versorgung mit Arzneimitteln soll über Notdienstapotheken gesichert werden, erklärte der Berliner Apotheker-Verein. Auch der Bayerische Apothekerverband teilte das mit. Gleiches gilt in weiteren Bundesländern. Die Standorte der Notdienstapotheken kann man etwa im Internet finden oder sich telefonisch ansagen lassen kann.
Apothekenteams wollen unterdessen am Mittwoch (ab 12 Uhr) in Berlin demonstrieren. Los geht es am Potsdamer Platz, eine Abschlusskundgebung ist im Invalidenpark geplant. Laut Polizei sind 5000 Teilnehmer angemeldet.
Wie reagiert die Politik?
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die Forderungen der Apothekerverbände nach mehr Honorar bereits zurückgewiesen. „Die gesetzlichen Krankenkassen klagen über Finanzprobleme, der Finanzminister kürzt die Mittel. Unter diesen Umständen ist für höhere Honorare der Apotheker im Moment kein Raum“, sagte der SPD-Politiker.
Apotheker drohen mit weiteren Protesten
Kunden von Apotheken müssen sich auch nach einem geplanten Protesttag am Mittwoch auf Einschränkungen einstellen. „Werden wir nicht gehört, werden wir erneut demonstrieren“, sagte die Präsidentin des Branchenverbandes Abda, Gabriele Overwiening, dem FOCUS-Magazin. Die Menschen würden merken, was es bedeute, dass die Apotheke vor Ort da sei – oder nicht. Der Verband ruft Apotheken am Mittwoch im Rahmen einer Protestaktion gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung zur Schließung auf.
Die Apotheker verlangen von der Politik eine Erhöhung der Gebühren um knapp 50 Prozent. „Heute werden wir mit 8,35 Euro je Medikament honoriert, seit 20 Jahren ohne relevante Anpassung. Angesichts der Kostenentwicklung brauchen wir zwölf Euro, sonst rechnet es sich nicht“, sagte Overwiening. Daran führe kein Weg vorbei. In den vergangenen 20 Jahren seien die Tariflöhne um 52 Prozent und die Einnahmen der gesetzlichen Krankenversicherung um 105 Prozent gestiegen.
(Text gekürzt)
Quelle: Focus.de
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