100 Jahre DIN A4

Seit 100 Jahren ist das Papiermaß normiert. Doch die Entwicklung der DIN-Formate reicht weiter zurück – und erzählt vom Streben nach geometrischer Perfektion.

Einem gebürtigen Erzgebirger ist schlussendlich die Abschaffung von „Groß-Patria“, „Super-Royal“, „Folio“ oder „Imperial“ zu verdanken. Briefe, Zeugnisse, Rechnungen, Plakate oder Landkarten werden heute für gewöhnlich nicht mehr in solch teils königlich anmutenden Papierformaten gedruckt, sondern auf vergleichsweise nüchtern-industriell bezeichnete Standards wie DIN A4 oder DIN A3. Das geht auf den Ingenieur und Mathematiker Walter Porstmann zurück.

Am Donnerstag (18. August) vor genau 100 Jahren veröffentlichte das Deutsche Institut für Normung (DIN) auf Grundlage von Porstmanns Arbeiten seine Richtlinie 476 für Papierformate. Seitdem gehören der Typ A4 und seine Geschwister zum Maß aller Dinge in Büro und Schule.

Abmessungen wie 29,7 mal 21 Zentimeter für ein A4-Blatt mögen willkürlich erscheinen. Doch liegt der Reihe ein geradezu perfektes Maß zugrunde: der Quadratmeter. Die 118,9 mal 84,1 Zentimeter des Grundformats A0 bilden eine Fläche von 0,999949 Quadratmetern. Die minimale Abweichung ergibt sich daraus, dass die Seitenlängen auf ganze Millimeter abgerundet sind. Für die nächstkleinere Version wird jeweils die längere Seitenkante halbiert. Die Nummern bezeichnen dabei, wie häufig die Grundgröße A0 gefaltet ist – bei A4 zum Beispiel vier Mal.

Auch die Proportionen der beiden Seitenlängen folgen einer geometrischen Perfektion: Sie stehen zueinander wie die Kante zur Diagonale eines Quadrats – also im Verhältnis 1 zu Wurzel aus 2 (oder grob gesagt: etwa 7 zu 10). Dies erweise sich „als sehr gut brauchbar in allerlei Verwendungen“, schreibt Porstmann (1886-1959) einmal

Porstmann ist unverkennbar von Philosoph und Chemie-Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald (1853-1932) inspiriert worden. Eine Grundlage von Ostwalds Lehre nämlich ist das Prinzip der Restlosigkeit. Dazu gehört etwa, Material und Raum nicht zu vergeuden. Hinter Ostwalds Idee steckt ein ökonomischer Ansatz: Durch Standardmaße für Papier (PDF-Dokument) können etwa Bibliotheken in ihren Regalen Platz sparen, indem nicht mehr verschieden große Bücher untergebracht werden müssten.

Mit seinem Buch „Normenlehre“ von 1917 macht Porstmann damals die Chefetage des Normenausschusses der deutschen Industrie (heute Deutsches Institut für Normung, DIN) auf sich aufmerksam. Nach seiner Dissertation über die Vereinheitlichung von Maßsystemen arbeitet er ab 1920 in führender Stellung am Institut.

Heute sind die DIN-Formate über den internationalen Standard ISO 216 fast überall auf der Welt adaptiert. Die Vereinigten Staaten und Kanada halten an eigenständigen Formaten fest. In den USA ist etwa das Format „Letter“ mit den Maßen 8,5 mal 11 Inch (21,59 mal 27,94 Zentimeter) am gebräuchlichsten – etwas kürzer und breiter als A4.

(Text gekürzt)

Quelle: heise-online.de

Bild: Wikimedia Commons

 

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