Warum die Inzidenz schon im Sommer steigt

Inzidenz

Die trotz milder Temperaturen zunehmenden Zahlen – die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz machte heute einen Sprung auf 447,3 im Vergleich zu 331,8 am Vortag – haben laut Experten mehrere Gründe. Zum einen ist da der Omikron-Subtyp BA.5, der zuletzt in Deutschland stetig zulegt. „Die Untervariante BA.5 ist noch ansteckungsfähiger als alle Varianten zuvor, kann sich also auch unter den für das Virus widrigen Bedingungen im Sommer verbreiten“, erklärt Epidemiologe Timo Ulrichs von der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin.

Zudem könne BA.5 nach derzeitigem Kenntnisstand dem Immunsystem entwischen, selbst wenn es schon Kontakt zu Omikron-Varianten hatte, sagt Ulrichs. Auch vollständig Geimpfte seien nicht vor einer Infektion gefeit. „Das bedeutet, es kommt eine große Anzahl von Wirten für die Verbreitung in Frage.“

Auf der anderen Seite steht ein allgemein verändertes Verhalten vieler Menschen. Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen verweist vor dem Hintergrund gefallener Corona-Beschränkungen auf höhere Mobilität und mehr Kontakte. Und das bei deutlich geringerem Schutzverhalten wie Maskentragen. Auch die nun bei vielen länger zurückliegende Impfung spiele eine Rolle bei der wieder zunehmenden Verbreitung. „Die Immunität hat im Schnitt abgenommen, vor schweren Erkrankungen sollte aber noch ein deutlicher Schutz vorhanden sein“, so Zeeb.

Droht eine Frühsommerwelle?

Immunologe Watzl ist sicher: Einstellige Inzidenzen wie etwa im letzten Sommer wird es dieses Jahr nicht geben. „Die Inzidenzen werden – wie aktuell zu sehen – bei einigen Hundert liegen. Dafür ist Omikron zu ansteckend. Er geht davon aus, dass sich rund die Hälfte der Bevölkerung noch nicht mit Omikron infiziert hat. „Da die Impfung nicht so gut vor der reinen Ansteckung schützt, hat das Virus also noch ausreichend Potenzial, Menschen zu infizieren. Ob BA.5 Inzidenzen von über 1000 verursachen werde, sei aktuell aber noch schwer abzuschätzen. „Die Möglichkeit einer Sommerwelle besteht aber“, so Watzl.

Wie lässt sich der Anstieg der Infektionen bremsen

Nur mit raschen, strikten Maßnahmen, sagen die Experten. „Aus meiner Sicht ist es kaum möglich, außer mit sehr drastischen Maßnahmen aktuell steuernd einzugreifen“. Insbesondere die Risikogruppen wie ältere Menschen sollten deshalb aktiv zur Booster-Impfung aufgerufen werden, um ihren Schutz zu optimieren. Konkret sieht Ulrichs in der Wiedereinführung von Schutzmaßnahmen wie dem flächendeckenden Maskentragen die einzige Möglichkeit, den aktuellen Trend zu bremsen. Immunologe Watzl verweist vor dem Hintergrund aber darauf, dass derzeit die rechtlichen Möglichkeiten fehlten, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

(Text gekürzt)

Quelle: tagesschau.de

Bild: Pixabay

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