Eine kleine Weinreise durch Deutschland – Teil III

Lassen Sie uns in diesem Teil der Weinreise doch gleich vor unserer Haustür bleiben – in Sachsen.

Das Weinanbaugebiet Sachsen liegt im Tal der Elbe und ist das nordöstlichste Europas. Die Weine sind geprägt von verwittertem Granit und Sandstein und bekannt für ihre Frische und Feinfruchtigkeit. Es werden vorrangig weiße Reben angebaut; den größten Anteil nimmt dabei der Müller-Thurgau ein. Ein ganz besonderes Tröpfchen ist der Traminer von der Elbe. Er gilt als ausgesprochene Rarität und gehört zu den teuersten Weinen Deutschlands. Eine sächsische Besonderheit ist der Goldriesling, ein charaktervoller Weißwein mit leichter Muskatnote.

Doch bleiben wir beim Müller-Thurgau.

Müller-Thurgau ist ein milder Weißwein mit zarten Duft- und Geschmacksanklängen nach Muskat. Er sollte möglichst jung getrunken werden, da er infolge seines geringen Säureanteils sehr schnell zur Alterung neigt. Müller-Thurgau ist ein sehr guter Essensbegleiter.

Der Müller-Thurgau ist heutzutage leider etwas in Verruf eins kraftlosen, süßen Wässerchens geraten, da er in den 70er Jahren massenhaft zu zuckersüßen Tafelweinen ausgebaut wurde – jeder erinnert sich wohl an Kröver Nacktarsch oder Liebfrauenmilch.

Doch gerade die Weine aus Sachsen verzeichnen eine angenehme Säurestruktur und erreichen beim „Falstaff“ Jahr für Jahr hohe Bewertungen.

Der Müller-Thurgau wird vorrangig im Stahltank ausgebaut. Der Ausbau im Stahltank hat den Vorteil, dass die Gärung ohne Luftkontakt erfolgt und damit die fruchtigen Noten des Weißweins erhalten bleiben bzw. sogar betont werden können.

Spitzenresultate werden heute allerdings auch beim Ausbau im „Holz“ erreicht. Das heißt, die Gärung des Weins erfolgt im Holzfass, infolgedessen mehr Luft an den Wein kommt und damit ein cremiger, harmonischer und lagerfähiger Weißwein entsteht, ohne dessen Fruchtgeschmack gänzlich zu vertreiben.

Entlang der „Sächsische Weinstraße“ – sie führt parallel zum Elberadweg von Pirna bis Diesbar-Seußlitz – können Sie per pedes reichlich von diesen göttlichen Tröpfchen kosten. Die Wanderwege führen durch Weinberge, vorbei an den besten Weinkellern und über Weinlehrpfade zu den schönsten Aussichtspunkten der Region. Oft mit einem wunderbaren Blick auf die Elbe und ihre einmalige Raddampferflotte gekrönt. Entsprechendes Informationsmaterial erhalten Sie beim Tourismusverband Elbland Dresden e.V. unter Sächsischer Weinwanderweg – An jedem Etappenziel ein guter Tropfen • … (dresden-elbland.de). Der Weinwanderweg lässt sich sehr gut in Etappen von jeweils ca. 15 km Länge erlaufen. So bieten sich die einzelnen Abschnitte auch gut für einen Wochenendausflug an. Ich bin mit meinem Ehemann die verschiedenen Wege schon des Öfteren gelaufen und wir finden immer wieder neue, verträumt liegende, schattige Winzergärten, die zum Rasten einladen.

Einen Abstecher wert ist auf jeden Fall Vincenz Richter in Meißen. In einem wunderbaren Ambiente mit herrlichem Blick auf die Elbe lassen sich seine hervorragenden Weine genießen. Oder Sie lassen sich in seinem historischen Restaurant unterhalb der Burg mit Wein und Schmaus verwöhnen (unbedingt vorher Tisch bestellen!).

In Radebeul fallen Sie quasi von Straußenwirtschaft zu Winzerhof, von Besenschänke zu Weinstube. Auf engstem Raum wird der Gaumen immer wieder neu erfrischt, bis die Beine nicht mehr aufstehen mögen. Dann legen Sie Ihren Kopf vielleicht in der „Villa Sorgenfrei“ nieder. Lassen Sie sich doch von der Homepage Radebeuls inspirieren und verzaubern:

https://www.radebeul.de/Tourismus+_+Kultur.html

Doch Sachsen hat nicht nur seine über 850 Jahre alte Weintradition zu bieten. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle ein paar, vielleicht weniger bekannte Ausflugziele um das Weinanbaugebiet herum vorstellen.

 

  1. Der Klosterpark Altzella

Zwischen Roßwein und Nossen gelegen und gut über die A14 zu erreichen.

Bereits so berühmte Maler wie Ludwig Richter und Caspar David Friedrich fanden hier Motive und Inspiration für ihre Werke.

Hier kann man nicht nur die Rechtspraxis des Mittelalters erkunden, der romantische Klosterpark lädt zum Spazieren oder Verweilen im Schatten großer Bäume ein. Zudem werden geführte Kräuterspaziergänge angeboten und im Klostercafé wird man zum Schlemmen verleitet.

 

  1. Rhododendronpark Kromlau

Gelegen Nahe Weißwasser in der Oberlausitz erreicht man den Park am besten mit der Waldeisenbahn Muskau.

Die ca. 200 ha große Parkanlage des Rittergutes Kromlau ist der flächenmäßig größte Garten Sachsens und vor allem zur Zeit der Azaleen- und Rhododendrenblüte ein wahrer Augenschmaus. Etwa 90 ha der Parkanlage sind mittels Wanderwege für den Besucher erschlossen und auch in den anderen Monaten des Jahres stets ein beliebtes Ausflugsziel. Das wohl bekannteste Fotomotiv der Anlage ist die Rakotzbrücke, deren Sanierung in diesem Jahr abgeschlossen wurde.

 

  1. Burg Stolpen

Gelegen östlich von Dresden Nahe der B6.

Nahe der sächsisch-böhmischen Schweiz erhebt sich die mittelalterliche Burg über den Ort Stolpen. Wahre Berühmtheit erhielt die Burg jedoch als Gefängnis – dem lebenslangen Gefängnis der wohl berühmtesten Mätresse Sachsens, Anna Constantia Reichsgräfin von Cosel (1680 – 1765). Die Gräfin lebte nach ihrer Verbannung fast 50 Jahre auf dieser kargen, feuchten Burg. Noch heute zählt sie zu den bekanntesten Frauengestalten der sächsischen Geschichte und einer meiner Lieblingsfiguren am Hof August des Starken. Józef Ignacy Kraszewski zeichnet ihr Leben in dem historischen Roman „Gräfin Cosel“ sehr einfühlsam nach. Im Johannis-(Cosel-)turm erinnert eine Ausstellung an ihr abenteuerliches und schicksalhaftes Leben.

 

Enden möchte ich heute mit Bacchus:

Wein vergoldet jeden Tag
Scheucht hinweg des Daseins Plag,
Macht die Menschen froh und heiter,
Ihren Geist sehr viel gescheiter,
Lässt das Leben schön erscheinen,
Die Gedanken Gutes meinen,
Lässt uns all zu Freunden werden,
Friedlich wird es dann auf Erden.
Wer den Wein so klug genießt,
Freude aus den Sternen liest,
Merkt an seines Herzens Schlag:
Wein vergoldet jeden Tag

Annette Feustel

Ich möchte darauf hinweisen, dass die Erwähnung einiger Winzer, Gaststätten oder Läden keine Werbung darstellt, sondern selbst ausprobiert und als empfehlenswert erkannt wurden.