Eröffnung Impfzentrum Leipzig

Am 11. Januar ist das Impfzentrum Leipzig eröffnet wurden. Heute, am 14. Januar sind die Vertreter von Presse, Funk und Fernsehen für die Berichterstattung geladen.

Ich bin das erste Mal als offizieller Berichterstatter für eine Pressemitteilung unterwegs. Eine gewisse Aufregung, überlagert von gespannter Vorfreude kann ich nicht verleugnen.

Mich empfängt eine riesige, relativ leere Messehalle. Weit hinten sehe ich einige Leute vor systematisch aufgestellten Trockenwänden stehen. Bundeswehr, DRK, verschiedene Hilfsorganisationen, das THW und einige Vertreter von Presse und Fernsehen sind sofort zu erkennen. Was mich allerdings verwundert, Prof. Dr. Thomas Fabian, in seiner Funktion als Bürgermeister und Beigeordneter für Soziales, Gesundheit und Vielfalt oder ein anderer Vertreter der Stadt Leipzig ist nicht anwesend.

Der Vorstand des DRK KV Leipzig-Stadt Olaf Hagenauer informiert uns vorab über einige grundsätzliche Themen.

Derzeit sind 4 Impfstrecken aufgebaut, die Größe der Halle bietet allerdings Platz für noch weitere Impfstrecken. Es können pro Stunde ca. 40 Personen in einer Strecke geimpft werden. Geimpft wird an 7 Tagen in der Woche. An einem Wochentag werden ca. 1500 Personen und am Wochenende ca. 1200 Personen geimpft.

Der Impfstoff wird dem Impfzentrum im aufgetauten Zustand von den Apotheken zur Verfügung gestellt.

 

Nach den einleitenden Worten von Herr Hagenauer wende ich mich zuerst an Herrn Yannik Niebuhr, dem stellvertretenden Leiter des Impfzentrums. Ich erfahre, dass heute 430 Impfdosen zur Verfügung stehen. Zum heutigen Zeitpunkt wird von 430 Impfdosen täglich ausgegangen, eine entsprechende Steigerung zur Erreichung der „Schlagzahl“ wird erwartet. Geliefert wird immer die doppelte Menge, die eine Hälfte wird für die zweite Impfung, die exakt nach 21 Tagen mit dem gleichen Impfstoff erfolgen muss, zurückgelegt. Derzeit wird ausschließlich mit dem Impfstoff von BioNTech gearbeitet.

Auf Rückfragen zum Langzeitschutz des Impfstoffes kann keine verbindliche Auskunft gegeben werden. Aber ich treffe ja sicherlich noch weitere Fachkräfte.

Eine weitere Frage liegt mir schon seit einiger Zeit auf dem Herzen: Wie soll künftig die Bevölkerung bereits vor Betreten des Impfzentrums besser aufgeklärt werden? Herr Niebuhr verweist mich auf die Homepage coronavirus-sachsen.de und die telefonische Hotline. Genau dies hatte ich erwartet, nur diese Medien erreichen aber gerade die derzeit priorisierte Impfgruppe der über 80jährigen wenig bis gar nicht. Das Problem liegt auf Landesebene und muss von unserer Landesregierung gelöst werden.

Als nächstes interessiert mich die Organisation und der Ablauf der mobilen Impfstationen. Dazu wende ich mich an Herr Wiehring und Frau Köhler von den Maltesern. Ich erfahre, dass die Priorisierung der Alten- und Pflegeheime vom Sächs. Staatsministerium für Soziales vorgenommen wird. Nach diesem Plan werden die Heime angefahren. Für die Vorbereitung der Impfung (Aufklärung, Einverständniserklärung, Anamnese) ist das Heim verantwortlich. Welch großer bürokratischer Zusatzaufwand für die Pflegekräfte schießt es mir durch den Kopf. Hier werde ich mit dem Thema konfrontiert, warum die Hausärzte keine Impfung ihrer Patienten übernehmen darf. Die Aufklärung und Anamnese muss verpflichtend durch einen Arzt erfolgen und dies übernehmen teilweise auch die Hausärzte der Patienten.

Auf einer mobilen Impfstation fahren 3 Personen mit, zzgl. einem Arzt und einem Apotheker.

Ich treffe auf Oberstleutnant Gusenburger von der Bundeswehr. Es unterstützen derzeit über 1000 Soldaten die Impfkampagne im Land Sachsen.  Neben Aufgaben in den Seniorenheimen sind sie im Erzgebirgskreis mit einem eigenen mobilen Impfzentrum unterwegs, sie unterstützen die mobilen Impfstationen vor allem im Leipziger Landkreis und sind sichtlich auch auf der Impfstation Leipzig präsent. Die Soldaten lieben diese Aufgabe, was ich sehr gut nachvollziehen kann. Ein Dienst direkt am Bürger vor Ort.

Im Gespräch mit OSL Gusenburger kommt allerdings auch noch einmal das Thema „Aufklärung“ auf. Auch die Soldaten sprechen von viel Verunsicherung und Ängsten unter den Senioren. Es fehlt die umfassende, intensive Aufklärung der Bevölkerung über diese Impfkampagne. Dieses Thema hätte schon längst geklärt werden können; seit Monaten ist klar, dass geimpft werden muss.

Nun aber zieht es mich zu der Impfstation. Einmal selbst schauen, wie es abläuft, organisiert ist, angenommen wird.

Im Warteraum läuft der bereits von Herrn Niebuhr angesprochene kleine Aufklärungsfilm.

Ich versuche mit zwei älteren Impflingen in Kontakt zu kommen, was sie zu ihrer bevorstehenden Impfung bewegt. Ich werde schroff abgewiesen – auch eine Aussage.

Doch dann treffe ich auf Melissa Preiß, Altenpflegerin. Sie freut sich auf ihre Impfung. Hofft vor allem sich selbst, ihr Umfeld und ihre Familie damit zu schützen. Wir sprechen kurz über die angedachte Impfpflicht für das Pflegepersonal. Sie kann diesen Gedanken auch im Sinne des eigenen Schutzes nur unterstützen, weiß allerdings, dass die Akzeptanz dieses Vorschlages von Ministerpräsident Söder im Kollegenkreis sehr unterschiedlich diskutiert wird.

Von einer netten jungen Schwester lasse ich mir den Ablauf in der Impfstrecke erklären. Nach einer kurzen Wartezeit im Wartezimmer spricht ein Arzt mit dem Impfling. Wenn der Arzt die Impfung frei gibt ist es nur ein kurzer Piecks und schon kann man am Ende der Impfstrecke Platz nehmen und 15 Minuten verweilen, falls sich Nachwirkungen einstellen. Beim Check out erhält man ein Kärtchen mit dem nächsten Termin in exakt 21 Tagen. Also, durch die vorherige Terminierung gibt es vor Ort nur einen Aufwand von max. einer halben Stunde.

Zum Abschluss versuche ich nochmals mit einem Arzt über die Langzeitwirkung des Impfstoffes zu reden. Dr. Erhard Schwarzmann steht mir gern Rede und Antwort, weist allerdings auch auf fehlende Erfahrungswerte zur Wirkung des Impfstoffes hin. Weder die zeitliche Länge noch die Wirkung der Immunisierung auf den Impfling und sein Umfeld kann derzeit verbindlich beantwortet werden. Er hat sich selbst impfen lassen und fühlt sich sehr wohl damit.

Voll bepackt mit Informationen verlasse ich das Impfzentrum. Mir ist vor allem bewusst geworden mit welch hohem personellen Aufwand diese Impfkampagne durchgeführt wird. Da sind nicht nur die vielen aktiv Beteiligten in den Stationen. Der bürokratische und organisatorische Aufwand im Hintergrund ist gar nicht zu bewerten. Von der Sachbearbeiterin im Ministerium, über Pflegekräfte, Apotheker, Ärzte, Schwestern, Organisatoren, usw. …

Dies ist noch ein Argument mehr, die Allgemeinmediziner mit ihren Praxen in dieses Mammut-unterfangen mit einzubeziehen.

Zudem sollte dringend an einer verbesserten, umfassenderen Aufklärung durch die Landesregierung gearbeitet werden. Es reicht eben nicht, immer wieder nur über das Fernsehen Apelle an die Bevölkerung auszurufen oder auf das Internet zu verweisen. Die Aufklärung muss viel zeitiger beginnen weit, bevor es um die Terminvergabe geht. Und sicherlich ist im Einzelfall auch nochmals eine intensive Beratung durch den Arzt des Vertrauens ganz speziell auf die patientenbezogenen Probleme sinnvoll. Nur so kann die Akzeptanz erfolgreich gesteigert werden.

Ich habe für mich selbst mit jedem Gespräch mehr Vertrauen in diese Impfung gewonnen. Irgendwann waren es auch erste Menschen, die sich gegen Masern, Diphtherie oder Pocken haben impfen lassen. Sie wussten auch nicht, wie und wie lange der Impfstoff wirkt. Und doch haben wir Dank der unermüdlichen Arbeit bekannter Wissenschaftler wie E.v. Behring, E. Jenner, J.F. Enders u.v.a. diese Krankheiten mit den Impfungen erfolgreich bekämpfen können.

Annette Feustel

Related posts